Tragödie.

Veröffentlicht auf von Dear Harmony.

Ein verfluchter Tag, ein verfluchter Monat, ein verfluchtes Jahr, vefluchte Arbeit. Natürlich wie immer zu spät, wie schon in der Schulzeit, immer in der letzten Sekunde das Haus verlassen, die Bahn verpassen und entweder zum Auto greifen oder in der Nähe des Bahnhofs ein vorbeifahrendes Taxi anhalten und die Fahrt mit Geld bezahlen, das ich eigentlich gar nicht übrig habe.

Auf der Arbeit jedem lächelnd alles recht machen und ja nichts tun was dem guten Image schaden könnte, nichts tun was auffallen könnte, immer schön über Witze lachen, die gar nicht lustig sind und jedes Merkmal von Persönlichkeit für die werten Kunden aufgeben. Tattookunst an den Nagel gehängt, Talent ist eben nicht alles, eine Menge Glück gehört auch dazu und da Glück und ich zwei verschiedene Pole bilden und uns abstoßen, war es eine Frage der Zeit bis meine Künstlerkarriere den Bach runterläuft. Veraltete Bilder stehen im Keller meines Appartments, das stilvoll mit Ikeaeinbauschränken ausgestattet ist, die nicht ich finanziert habe, sondern meine liebevolle Mutter, die trotz meiner gescheiterten Existenz noch stolz zu mir steht und versucht mir einzureden, dass mein Leben gar nicht so schlimm ist, wie ich sage.

Die Arbeit nimmt mir jegliche Zeit für Freunde, Familie und Kunst. Meine Arbeit, die mir eigentlich gar keinen Spaß macht, nimmt mir alles, alles was ich habe. Alles musste ich ungewollt aufgeben ohne das ich Einfluss darauf hatte. Jedenfalls gelingt es mir gelegentlich mich aus meiner Mitleidskrisis rauszuhiefen und sehe die Welt gar nicht mehr so scheiße, wie sie sich zeigt... Allerdings nur mit enormer Zufuhr von verschreibungspflichtigen Medikamenten, was meinem Therapeuten gar nicht gefällt, aber schließlich ist das ja meine Angelegenheit und die Hälfte der Medikamente verschreibt er mir schließlich selbst.

Und dann komme ich nach Hause, schnick die Heels von meinen Füßen, werfe ihnen einen hasserfüllten Blick zu und lass mich auf meiner Ikeasonderangebotcouch nieder (Die ich selbstverständlich auch nicht selbst finanziert habe - Von was auch?) Und nach diesem verfluchten Tag, diesem verfluchten Rythmus, der mich jedesmal in sich hinein saugt, nach diesem verfluchten Arbeitstag mir genüsslich eine Zigarette anzünden und... in deinen Armen liegen. Mir von dir sagen lassen, dass alles gut wird, das wir irgendwann nicht mehr hier hausen, dass wir irgendwann ausgesorgt haben und ich mich wieder meiner Tattookunst hingeben kann und nicht mehr in diesem Büro versauern muss, du lässt mich lächeln. Und wenn es zu diesem besagten Tag kommt, an dem ich dieses Schicksal erleide und wenn ich an diesem besagten Tag bei dir sein würde - Meine Welt wäre nicht mehr dunkel. Ich würde dir jedes dieser Worte glauben, obwohl ich es besser weiß.

Ich könnte über dieses Schicksal für ein paar Minuten in deinen Armen vergessen, wie du mich schon in meiner Jugend verzaubert hast, wirst du mich immer noch so verzaubern in einem anderen Alltag, in einem anderen Lebensrythmus, in einem komplett anderen Leben.

Veröffentlicht in Headstrong.

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